Hoch lebe der Unterschied!
Kürzlich kehrte ich in die USA zurück, nachdem ich an der internationalen Seth-Tagung in Pforzheim teilgenommen hatte, organisiert von der Vereinigung der Seth-Freunde, www.sethfreunde.org.
Das Treffen begann am 31. 0ktober und endete am 2. November 2008. Aber noch lange nach seinem offiziellen Ende sollten mich die Folgen dieses Treffens stark bewegen.
Ich war gebeten worden, aus meinen Erfahrungen mit meinen Bekannten Jane Roberts und Rob Butts zu erzählen und auch von meiner Teilnahme an Jane's ASW-Klasse - das war der einfache Teil. Was sich als weniger einfach herausstellte und eine Herausforderung ist, der ich mich in meinem Leben immer wieder stellen darf, war die Folge plötzlicher Gegenüberstellung zu 30 oder 40 Menschen, die alle nicht nur ihre eigenen Gesichtspunkte und ihr eigenes Verständnis vom Seth-Werk haben, sondern auch grundsätzlich zur bestmöglichen Erforschung von Bewusstsein und der Natur der Realität.
Im täglichen Leben benutzen wir zumeist eine Anzahl Glaubenssätze und Annahmen und fühlen uns einigermaßen wohl dabei. Im Alltag stellen wir unsere Glaubenssätze zur Natur der Realität nicht permanent in Frage. Unsere engen Freunde und Lebenspartner teilen und unterstützen üblicherweise unsere Einstellungen. Daher fühlen wir uns manchmal ein wenig zu sicher mit unseren Annahmen und in unserer Sicht der Welt, betreffe es nun die äußere oder innere Welt.
Was nun unausweichlich an solchen Tagungen geschieht - möge es uns gefallen oder nicht - wir sehen uns einer Vielzahl von Gesichtspunkten, Einschätzungen und Vorgehensweisen gegenübergestellt.
Als ich den Vortragssaal am 1. Tag betrat, wurde ich von jemand mit der Bemerkung empfangen: „Are you the one?" (Anm. d. Übs.: „Sind Sie derjenige, der...?" war gemeint - aber im Englischen ist dies ein stehender Ausdruck und hat einen eher eigenartigen Beigeschmack - so würde man eher einen „Erleuchteten" ansprechen, oder es ironisch meinen).
Ich fühlte mich ein wenig vor den Kopf gestoßen und wusste zunächst nicht, wie reagieren. Wie ich auch nicht genau verstand, was mit der Frage gemeint war. Eines wusste ich bestimmt, dass ich nämlich offensichtlich nicht Vorbild, nicht der erste Mensch der Schöpfung bin, das konnte ich also mal ausschließen. Dann begriff ich, dass sich die Fragende auf meine Teilnahme an Janes ASW-Klasse bezog und darauf, dass ich häufig zugehört hatte, wenn Seth sprach. Nun hat mich das nie übermäßig beeindruckt, obwohl ich mich gewiss bevorzugt weiß, Jane persönlich gekannt und an ihren Kursen teilgenommen zu haben. Wahrend ich vor Jane oder Seth saß, bescherte mir kein Zauber eine unbewusste Übernahme ihres Wissens oder ihrer psychischen Fähigkeiten. Ich bin immer noch einer dieser recht unvollkommenen Menschen, weiterhin bemüht, verschiedene Anteile meiner Selbst zu verstehen und bemüht, mich durch Ängste durchzuringen und eingrenzende Glaubenssätze zu überwinden, die viel zu viel freien Spielraum in den Gängen meines Bewusstseins einnehmen.
Kurz danach stand ich zwischen zwei Teilnehmerinnen, die sich über die -Anmerkungen von Rob Butts unterhielten, die er in manchen Sethbüchern eingefügt hatte. Eine Frau sagte, sie finde diese Bemerkungen völlig unnötig und sie lasse sie beim Lesen aus, während die andere Frau festhielt, dass sie sie sehr gerne lese und der Meinung sei, diese würden zum Gesamtverständnis des Materials beitragen.
Ich schlenderte dann weiter zu den Tischen, auf denen die verschiedenen übersetzten Sethbücher zur Ansicht und zum Kauf auslagen. Wie ich mich umdrehte stand eine Frau vor mir, die gleich damit herauspatzte, dass Seth jetzt Durchgaben mache über Jemanden in Düsseldorf. Sie informierte mich auch, dass das so erhaltene Material weniger entstellt sei als das von Jane gesprochene Sethmaterial. Höflich erklärte ich ihr, dass Seth zu Beginn seiner Sitzungen mit Jane deutlich bestimmt hatte, dass er nicht durch andere Personen sprechen würde um genau diesen Fall zu vermeiden, auf den sie sich jetzt bezog, dass nämlich Jemand behaupten würde, für Seth zu sprechen und dass damit die ursprüngliche Echtheit des Materials gefährdet würde. Ich sagte ihr, dass ich Seth beim Wort nehme. Die Person empörte sich und meinte streng, sie mit ihren 76 Lebensjahren wisse einfach, was echt sei und was nicht. Ich überlegte, ob solches Wissen mit Erreichen des 74. oder 75. Jahres erlangt wird, oder eher Schlag Mitternacht am 76. Geburtstag. Aber ich behielt diese Gedanken für mich. Da eine weitere Diskussion hier nichts gebracht hätte, entfernte ich mich so taktvoll wie möglich und murrte dabei lautlos vor mich hin.
Irgendwann während der Tagung stand jemand auf und verkündete, Jane´s gesundheitliche Schwierigkeiten seien aus der zu großen Menge auf sie einprasselnder Informationen entstanden und dass sie deshalb die Diktate einstellen wollte. Ich kann mich nicht erinnern, je eine derartige Darstellung gelesen zu haben, aber dieses extreme Beispiel machte mir etwas sehr klar: Jeder Mensch auf diesem Planeten erlebt Realität auf seine eigene Weise und wenn mich das jetzt stören sollte, könnte ich ebenso gut zum Wald-Einsiedler werden. Die Bäume und Blumen würden keine Gedanken äußern, die von meinen eigenen abweichen, so würde ich nie angestoßen, nie gezwungen, meine Gedanken und Glaubenssätze zu überprüfen oder mich zu fragen, wie sicher ich mich mit meinen Überzeugungen getragen fühlte.
Ein Workshop, den ich am Samstag besuchte, wurde von Ritchie Dvořák geleitet, Rictchie war derjenige (im Original: the one - wieder englisches Wortspiel, siehe Seite 1) (also nein, wieder ist nicht der ERSTE entstandene Mensch gemeint...) sondern als derjenige, der mich offiziell zu dieser Tagung eingeladen hatte und in dessen Haus ich während meines Deutschland-Aufenthalts wohnte. Auf den ersten Blick hatte sein Workshop wenig mit der Thematik zu tun, die ich weiter oben angeschnitten habe. Etwa 20 Leute saßen in einem Raum, und als erstes führte uns Ritchie in einer Visualisation. Wir sollten uns in innerer Versenkung vorstellen, auf einer neutralen Plattform zu stehen und auf das zu achten, was wir rund um uns sehen würden. Nach dieser Übung erzählten wir alle unsere Erfahrungen und hier begann erst so richtig der Spaß: Eine Leinwand von ca. 4,5 m Länge und 1,2 m Höhe wurde an einer Wand befestigt. Daneben standen Tische mit vielerlei Farben und Farbkreiden. Jeder von uns sollte ein wichtiges Element seiner vorherigen Übung malen. Man ermahnte uns auch, uns nicht zu sorgen, ob wir gute oder schlechte Künstler wären. Es gäbe keine richtigen oder falschen Methoden. Es erleichterte mich zu hören, dass auch meine Strichmännchen als Ergebnis meiner höchsten künstlerischen Anstrengungen ausreichen könnten. So gingen wir zu Werk und ich versuchte dieses Haus darzustellen, das ich während meiner inneren Schau gesehen hatte. Eine Ecke der Leinwand sollte mein Arbeitsfeld sein und so zeichnete ich kniend, ganz zufrieden und unbeeindruckt von meinen Händen, die fast so viel Farbe aufwiesen, wie ich auf die Leinwand aufgetragen hatte. Ich fühlte mich buchstäblich wie ein Kind, mit dessen Gespür beim Erforschen der Realität. Kinder haben eine ganz natürliche Art, ihre Fähigkeiten in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt zu erproben. Sie hegen dabei nicht die unnötige Sorge, ob was sie tun richtig oder falsch, wahrhaftig oder verkehrt ist. Noch wichtiger ist, dass sie sich nicht mit Vergleichen aufhalten zwischen dem, was sie selbst erreichen und dem was andere erreichen. Wir sparen uns diese Einstellung für unser Erwachsenenleben auf und verlieren dabei oft die natürliche Weisheit, die die Leichtigkeit des Kindes ausmacht.
Plötzlich, klick, klick, klick, gehen mir die Lichter auf - ich habe was kapiert!
Ich habe ein Recht darauf, in meiner kleinen Weltecke mein eigenes Bild der Realität zu malen in genau der Weise, die mir passt... Und so tun es alle anderen auch! Das heißt aber nicht, dass ich die Bilder anderer Leute übernehmen muss oder etwa mein eigenes Bild aufgeben. Im Gegenteil, wenn ich versuche, mein Bild als einzig richtiges zu verteidigen und das Bild anderer als falsch oder meines als wahr und die anderen als unwahr darstelle, so bewirke ich Reibungen und Unfrieden zwischen mir und Anderen die vermeidbar wären. Die Schönheit der entstandenen Malerei kam nicht dadurch zustande, dass wir alle die Wirklichkeit gleich wahrnehmen, sondern sie entstand präzise aus unseren ganz unterschiedlichen Wahrnehmungen der Realität. Eben die Verschiedenheit trug zu der notwendigen Tiefe und Reichhaltigkeit des Gemäldes bei und ergab seine eigene Schönheit.
Im Flugzeug sitzend, auf meinem Weg zurück in die Staaten, dachte ich nochmals an die 76jährige Dame, die mir in die Augen sah und sagte, sie wisse, dass dieser andere Seth der Richtige sei und wie komme ich dazu, das zu bezweifeln. Rückblickend würde ich jetzt anders antworten, weniger schroff aber trotzdem ehrlich meine Meinung äußernd. Weil ich rückblickend feststelle, dass ich etwas sehr Wichtiges vergaß in unseren Dialog. Ich habe ihren Blick nicht nochmals gesucht. Den Blick einer Frau, die auch mit 76 den Mut und die Durchhaltekraft aufbringt, weiter nach Antworten zu suchen, Ich ließ meinerseits die Courage fahren, trotzdem weiter um neue Ansätze zu ringen, auch wenn es viele andere ungeachtet ihres Alters schlicht einfacher finden, fertige Antworten anzunehmen, die uns die Gesellschaft anbietet wie Rezepte auf gewissen Getreidepackungen. Ich ließ die Menschlichkeit vermissen, die uns alle verbindet und viel wichtiger ist, als darüber zu streiten, wie viele Engel auf einem Stecknadelkopf tanzen können oder ob Seth durch andere spricht oder vielleicht zurückgezogen in Florida an der Küste eine "Pina Colada" schlürft. Ich habe die Gelegenheit verpasst, den Kontakt zu einer Dame aufzunehmen, die wahrscheinlich spannende Geschichten aus ihrem Leben hätte zum Besten geben können, Geschichten, die ich nun nie wissen werde.
Zurück in den Staaten dachte ich weiter an meine Erfahrungen an der Pforzheimer Tagung und das viel intensiver als bevor ich realisierte, wie verbunden wir alle wirklich sind, und zwar ohne dass es irgendwie davon abhängt, ob wir mit deutschem oder amerikanischem Akzent sprechen oder welchem Akzent auch immer. Wir mögen aus verschiedenen Ländern kommen und in unterschiedlichen Kulturen aufgewachsen sein, aber woher wir wirklich kommen hat nichts mit Geographie oder Sprache, äußerer Ausrüstung oder Kennzeichen zu tun. Es gibt eine innere Textur, an der wir alle teilhaben und die uns als Basis für unsere unvollkommene Malerei der Wirklichkeit dient. Die eigentlich in ihrer Eigenart doch ganz fehlerfrei ist. Es gibt eine Vollkommenheit, die alle Unterschiede überbrückt - daran wurde ich in Ritchie Dvořáks Workshop erinnert. Jane Roberts sagte einmal, wenn man anfange, Menschen nur als Glaubenssätze zu begreifen anstatt als Personen mit Glaubenssätzen, dann verliere man etwas Wertvolles im Umgang mit Mitmenschen. Ich hatte tatsächlich etwas Wertvolles verloren und obwohl es mich einen weiten Weg kostete dieses Wertvolle wieder zu finden, so war es die Reise wert!
Das nächste Planungstreffen ...
... findet statt vom 10. – 11. Mai 2025 im St.Theresia Bodensee, Deutschland
Bitte bei Mirjam Spörndli
Das 42. SETHfreunde-Jahrestreffen ...
... findet statt vom 03. – 05. Oktober 2025 im St.Theresia Bodensee, Deutschland
Weitere Informationen nach dem Planungstreffen Anfang Juni ...